Sammelband: Differenzen und Affirmationen

Der im Frühjahr 2019 im b_books-Verlagerscheinende Band Differenzen und Affirmation versammelt aktuelle Positionen der Gender- und Queer Studies in den Medienwissenschaften. Die Gender Media Studies gehen davon aus, dass Gender und Differenz nicht nur in Medien repräsentiert werden, sondern dass es vielmehr vielfältige performative Relationen zwischen Medien und Differenzen gibt. Dabei bringen sich Geschlecht und Medien wechselseitig als machtvolle Dispositive hervor. Neben klassischen Medien und Diskursfeldern der letzten Jahre aus diesem Bereich erweitert der Band die Perspektive auf aktuelle Entwicklungen in den Medien und der Medien, etwa im Bereich der Pharmakologie und Hormone, von Trans*Videos, queerer Onlinepostpornographie, Schulden etc. Die unterschiedlichen disziplinären Situierungen der Autor_innen geben einen Eindruck der Bandbreite der vielfältigen Forschungsfelder der Gender Media Studies in den letzten Jahren. Dabei werden zentral Intersektionen diskutiert, die im Verhältnis mit Gender- und Queer Studies stehen, z.B. kulturelle Differenz und antirassistische Theorie sowie das Infragestellen von geopolitischen Hegemonien.

Das Verhältnis von Kritik und Affirmation ist für den Band leitend und stellt eine doppelte Perspektive dar, indem beide Bewegungen mit Prozessen der Differenzbildung verbunden werden. Affirmation wird dabei nicht als Übereinstimmen mit den gegebenen Umständen verstanden, sondern einerseits als Affirmation zu Differenz, Abweichung und Prozessen und Potentialen der Veränderung. Andererseits ist Affirmation eine situierte Methode, die von innen heraus situativ operiert und nicht von außen, über den Dingen stehend und damit potentiell objektivierend verfährt. Beides, die anhaltende Differenzierung im Sinne des Werdens und eine immanente Kritik als Bündel situierter Methoden sollen quer zu den unterschiedlichen Disziplinen und Sprecher_innenpositionen artikuliert werden, die das heterogene und unabgeschlossene Feld der Gender Media Studies bietet. Im Klima der Entpolitisierung von Wissenschaft und des Antigenderismus möchte der Band dazu beitragen, kritisches Denken in den Medienwissenschaften und darüber hinaus zu artikulieren.

Dr. Nicole Kandioler, Studium der Romanistik, Slawistik und Theaterwissenschaft in Wien und Krakau. Seit 2004 Anstellungen Universität Wien, Université de Rouen, Universiteit van Amsterdam, Bauhaus-Universität Weimar und Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Dissertation (Abschluss 2017): (Mis-)Framing Nostalgia. Double Features aus dem (post-)sozialistischen Film und Fernsehen. Erscheint im Frühjahr 2019 bei Transcript. Derzeit: Univ.-Assistentin post-doc am tfm | Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Univ. Wien. Forschungsschwerpunkte: osteuropäische Film und Fernsehtheorie und -geschichte; Medienkulturen und Postkolonialismus,-sozialismus; Dokumentarfilm, Gender Media Studies.

Julia Bee, Dr. phil, Medien- und Kulturwissenschaftlerin, ist Juniorprofessorin für Bildtheorie an der Bauhaus-Universität in Weimar. Ihre Arbeitsgebiete sind: Visuelle Anthropologie und experimentelle visuelle Verfahren, Gender und Medien, Philosophien von Wahrnehmung und Erfahrung. Letzte Veröffentlichungen: „Ethnographien des Films und filmische Ethnographien. Überlegungen zur Frühen Visuellen Anthropologie“, in: Alexander Zons (Hrsg.): Passionen des Realen. Menschenbilder in der Zwischenkriegszeit, Sonderheft Augenblick,Marburg: Schüren 2018, „Erfahrungsbilder und Fabulationen. Im Archiv der Visuellen Anthropology“, in: Lena Stölzl/Vrääth Öhner (Hg.): Sichtbar-machen. Politiken des Dokumentarischen.Vorwerk 8 2017; „‚Die Welt spielt‘. Spiel, Animation und Wahrnehmung“, in: Astrid Deuber-Mankowsky/Reinhold Görling (Hg.): Denkweisen des Spiels, Berlin/Wien 2017; „Dramatisierungen des Anfangens. Die Intros von Homeland, True Blood und True Detective.“, in: Gerko Egert/Adam Czirak (Hg.): Dramaturgien des Anfangens, Berlin 2015.

Website: https://www.uni-weimar.de/de/medien/professuren/medienwissenschaft/bildtheorie/