Best Publication Award Gender und Medien 2024 | Call for Nominations

Medienwissenschaftliche Gender-Forschung ist nicht nur die Beschäftigung mit einem spezifischen Gegenstand. Das Nachdenken über die Funktion und Bedeutung von Medien in der Herstellung und Wahrnehmung von Geschlecht ist grundlegend für die Herausbildung von Medientheorie und (selbst)kritischer Wissenschaft. Das Verständnis von Gender folgt einem intersektionalen Ansatz, der Diskurse und Dynamiken der Vergeschlechtlichung in Bezug auf Differenzkategorien wie zum Beispiel Rassifizierung, Ableismus, Ageismus, Klassismus, Antisemitismus und/oder Cis/Hetero/Homonormativität denkt. Die fortgesetzte Auseinandersetzung mit den Bedingungen und Möglichkeiten des Lebens in sozialen, kulturellen, politischen, medialen und (medien‑)technischen Gefügen gilt es zu fördern, denn sie ist sowohl für die Fachdisziplin Medienwissenschaft als auch interdisziplinär und nicht zuletzt gesellschaftlich von großer Bedeutung.

Um laufende Forschungsarbeiten aus dem Bereich der Gender Media Studies zu fördern, hat die AG Gender/Queer Studies und Medienwissenschaft der Gesellschaft für Medienwissenschaft den „Best Publication Award Gender & Medien“ ins Leben gerufen, der 2010 erstmals verliehen wurde. Er ist mit 1000 dotiert. Zu den inhaltlichen Kriterien der Auszeichnung zählen die Reflexion der eigenen Position im Feld von Gender und Medien, ein innovativer Forschungsansatz sowie ein klarer theoretisch-konzeptueller Umgang mit der behandelten Thematik und dem analysierten Material.

Wir möchten insbesondere Wissenschaftler_innen auf frühen Karrierestufen einladen, Texte einzureichen. Neben Artikeln in Sammelbänden und Zeitschriften können auch Essays und andere Textformen eingereicht und vorgeschlagen werden. Kollektiv bzw. kollaborativ verfasste Texte oder Interviews sind ebenso erwünscht wie Beiträge einzelner Autor_innen. Ausgeschlossen sind Monografien (auch Teile daraus), Qualifikationsschriften, ganze Sammelbände und einzelne Zeitschriftenausgaben. Texte können in deutscher oder englischer Sprache eingereicht werden, wenn sie zwischen dem 01.01.23 bis zum 01.07.24 publiziert wurden. In Druck befindliche oder vor Januar 2023 publizierte Texte ebenso wie wiederholte Einreichungen im Folgejahr können nicht berücksichtigt werden. Pro Autor_in bitten wir nur eine Publikation einzureichen. Bei mehrfacher Autor_innenschaft gilt jede_r Autor_in als Einreicher_in.

Der Text wird von der Jury der AG Gender/Queer Studies und Medienwissenschaft ausgewählt und der Preis im Rahmen der Jahrestagung der Gesellschaft für Medienwissenschaft Ende September 2024 in Mainz verliehen. Die Jury setzt sich zusammen aus: Philipp Hohmann, Vera Mader, Stefan Schweigler, Mary Shnayien und Leonie Zilch.

Einsendeschluss: 31. Juli 2024

Den Text bitte (als pdf) an folgende Adresse senden:
award-gender-medien@gfmedienwissenschaft.de
Rückfragen bitte ebenfalls an diese Adresse.

Call for Nominations: Best Publication Award Gender und Medien 2023

Medienwissenschaftliche Gender-Forschung ist nicht nur die Beschäftigung mit einem spezifischen Gegenstand. Das Nachdenken über die Funktion und Bedeutung von Medien in der Herstellung und Wahrnehmung von Geschlecht ist grundlegend für die Herausbildung von Medientheorie und (selbst)kritischer Wissenschaft.

Für herausragende Arbeiten in dem Bereich der Gender Media Studies lobt die AG Gender / Queer Studies und Medienwissenschaft auch 2023 den Best Publication Award Gender & Medien aus. Das Verständnis von Gender folgt dabei einem intersektionalen Ansatz, der Diskurse und Dynamiken der Vergeschlechtlichung in Beziehung zu Rassifizierung, Ableismus, Klassismus, Antisemitismus und/oder Heteronormativität fasst.

Der Preis ist mit 1.000 EUR dotiert und wird im Rahmen der Jahrestagung der Gesellschaft für Medienwissenschaft vom 27.-30. September 2023 in Bonn verliehen. Die Jury bilden in diesem Jahr Noam Gramlich, Lisa Karst, Vera Mader, Dulguun Shirchinbal und Leonie Zilch.

Details zur Einreichungen im Call – hier als PDF zum Download und zur Weiterleitung:

Sicherheit: differentielle und anthropomediale Perspektiven

Organisation: Dr. Jasmin Degeling, Graduiertenkolleg Medienanthropologie
Bauhaus-Universität Weimar, 28./29.4.2023

In einigen Feldern der Kultur- und Sozialwissenschaften, in der Politikwissenschaft, Soziologie, Rassismus- und Migrationsforschung, Philosophie bzw. Rechtsphilosophie, Rechtswissenschaft, Kriminologie, den Infrastructure sowie Gender und Queer Studies, ist in den letzten Jahren dezidiert interdisziplinär eine Problematisierung und Repolitisierung von Sicherheit angestrengt worden, die zur Bildung neuer Forschungsfelder wie etwa der ,zivilen Sicherheit’ und der ,sorgenden Sicherheit’ beigetragen hat. Ihr Interesse gilt der Infragestellung oder Dekonstruktion des tradierten Dualismus von Sicherheit/Freiheit, der die politische Frage nach Sicherheit historisch einem Staatsbias (Folkers und Langenohl 2020) unterworfen und sie auf Staatsgewalt verkürzt sowie in Beziehung zu wohlfahrtsstaatlichen Infrastrukturen liberaler Staatlichkeit und ihren Immunopolitiken (Laufenberg 2014) gesetzt hat: So macht das liberal-demokratisch verfasste Paradigma Sicherheit zur Bedingung liberaler Freiheit, das dem Staat die politische Aufgabe der Sicherheit in der Form der Staatsgewalt überträgt (Neocleous 2000; 2008; Laufenberg und Thompson 2021). Effekt dieses liberalen Diskurses ist ein immunologischer Begriff von Sicherheitvor Etwas, vor einem (bedrohlichen) Außen, ein als Grenzschutz figurierter, negativer Sicherheitsbegriff (Loick 2018; 2021) also, der ebenso an einen negativen Freiheitsbegiff gekoppelt ist wie er immanent differentielle Figuren des Anderen hervortreibt samt ihrer Rassifizierungen, Vergeschlechtlichungen, ihrem Ausschluss armer, be_hinderter, homosexueller, queerer, non-binärer, und trans Leben (Loick und Thompson 2022).
Etymologisch abgeleitet vom lateinischen ,securitas’ heißt Sicherheit wörtlich ,ohne Sorge’ bzw. ,Freiheit von Sorge’. So ist in dieser Perspektive zuletzt darauf hingewiesen worden, dass einerseits der Staatsbias des modernen Sicherheitsparadigmas diese ältere Bedeutung der Relationalität von Sicherheit und Sorge vergessen gemacht hat. Andererseits ist Sorge kein Gegenbegriff zu gouvernementaler Versicherheitlichung, sondern vielmehr auf ambivalente Weise verstrickt in moderne Sicherheitsdispositive einschließlich der Sektoren der Reproduktions-, Sorge- und Fürsorgearbeit, der Vorsorge und Versicherung (Lorey 2012; Laufenberg 2020). Dennoch evoziert Sorge immer wieder und in ambivalenter Weise repolitisierte, transformative Sicherheitsbegriffe und -praktiken in Fortsetzung einer kritischen Neuperspektivierung feministischer Sorgepolitik, die nicht so sehr auf die Rekonfiguration gesellschaftlicher Sphären der Arbeit zielt, sondern vielmehr von einer ontologischen Relationalität menschlicher und nicht-menschlicher Sphären, ihrer fortwährenden Re/Konfiguration und Differentialität im Sinne geteilter und getrennter Sozialität ausgeht.

Vor diesem Hintergrund interessiert sich dieser Workshop gleichermaßen für eine Kritik tradierter Sicherheitsdiskurse wie für eine Emanzipation von diesen. Der spezifisch medienwissenschaftliche Einsatz der Neubefragung von Konzepten wie Praktiken von Sicherheit zielt darauf, Sicherheit als eine radikal relationale, differentielle Kategorie beschreibbar zu machen und so die Perspektive auf die konkreten Operationen, Medien und Praktiken der Modulation von Sicherheit zu richten.

Der Workshop schlägt methodisch zwei leitende Aspekte für eine medienwissenschaftliche Perspektivierung vor: Welche Begriffe, Praktiken, Beispiele können in kritischer, differentieller und anthropomedialer Perspektive auf Sicherheit entwickelt werden?

Differentialität: Sicherheit wird radikal relational und differentiell begriffen und als sozial-mediale Konfigurationen verständlich. In den Blick rücken also Prozesse relationaler Segregation, Differenzierung, Stratifizierung. Sicherheit wird etwa als Effekt von Medien, Operationen, Techniken, Infrastrukturen der Kontrolle, Einhegung, als Modulation und Übung von Nähe&Distanz, Beziehung&Trennung, Kopplung und Konfiguration beschreibbar. Dabei geht es nicht allein um die Analyse und Kritik der Geschichtlichkeit des modernen Sicherheitsparadigmas, dessen Immunopolitiken insbesondere aus rassismuskritischer, queerer, feministischer und trans Perspektive problematisiert werden, sondern gleichermaßen um konzeptionelle Arbeit an emanzipatorischen Perspektiven auf Sicherheit: Die differentielle Relationalität von Sicherheit wird zum Ausgangspunkt für eine transformative Perspektive auf geteilte (menschliche und mehr-als-menschliche) Existenzweisen.

Anthropomedialität: Die Entstehung moderner Staaten und liberaler Demokratien ist verbunden mit der Herausbildung eines modernen »Sicherheitspositivs« (Foucault 2006) und dessen bio-politischen Techniken der Sicherheit und Kontrolle, Wachstum und Unterhaltung, Anpassung und Regulation von Milieus menschlicher, nicht-menschlicher und medialer Akteur*innen. Biopolitik drängt dabei auf Regulation und Regierung, Zirkulation und Zugangsregelgung in Auseinandersetzung mit Zuständen von Unsicherheit, Entgrenzung, Überschreitung, Ansteckung, Kontaminierung, Streuung. So hängt mit Foucaults Analyse des modernen Sicherheitsdispositivs bekanntlich die Kritik der Produktion von Anthropologien und (beschränkten) Epistemen anthropologischen Wissens zusammen, die immer auch an Ordnungen, Medien, Techniken und Instrumente der Sicherheit und Kontrolle gebunden sind – beispielhaft etwa in der Bildung des Komplexes von Gefängnis, Polizei, Strafrecht.
Das Sicherheitsparadigma liberaler Staats- und Gesellschaftsformen hängt zudem mit einem eigentumslogischen, männlichen und weißen Phantasma des Subjekts zusammen, das die Hypostasen der Autonomie gleichzeitig verabsolutiert wie es auf operativer Ebene stetige Subjektivierungspraktiken einübt und das liberale Sicherheitsparadigma so individuiert.
In anthropomedialer Perspektive rückt damit die spezifische Geschichtlichkeit anthropomedialer Verschränkungen und Milieus samt ihrer situierten, individuierten Existenzweisen in den Blick. Methodisch wird die Institutierung (anthropozentrischer, eigentumslogischer, kolonial-kapitalistischer, heteronormativer) Figuren ,des Menschen’ in ihrer konstitutiven Relationalität mit medialen und technischen Operationen betrachtet. Es werden situierte Praktiken von Sorge, Sicherheit und Schutz in ihrer Kopplung mit beschränkten medialen und epistemischen Ordnungen der Un/Sichtbarkeit, Un/Sagbarkeit, Un/Hörbarkeit, Empfindung, Aufmerksamkeit, Intelligibilität beschreibbar.

Themen könnten sein und sind nicht reduziert auf:
• Ambivalenzen von Sorge und Un/Sicherheit, Paranoia und Reparativität
• (spekulative) Konzepte, Politiken und Praktiken von Un/Sicherheit und der safe/r spaces aus feministischer, queerer, abolitionistischer, raissismuskritischer und non-binärer/trans Perspektive inkl. Transformative Justice und Community Accountability-Konzepte
• Analyse und Kritik der Diskurse um Sicherheitsbegriffe von Infrastrukturen und technischen Systemen, Praktiken und Protokolle der Intersektionalität sozialer, ziviler, technischer und abolitionistischer Sicherheit digitaler Medienkulturen
• Medienpraktiken und -techniken der Relationalität, Differentialität und Modulation von Schutz und Sicherheit, Versicherung und Verunsicherung bspw. in Bezug auf die Medialität von Un/Sichtbarkeit, Un/Sagbarkeit, Un/Hörbarkeit, Opazität und Identifizierbarkeit, Gegen/Dokumentation, Anerkennung und Verwerfung, Empfindung, Aufmerksamkeit, Intelligibilität

Der Workshop bietet ein Forum für wissenschaftlichen Austausch und soll insbesondere offenen Forschungsprozessen und Fragestellungen Raum bieten. Wir wünschen uns daher Beiträge, die an einem Prozess kollektiver wissenschaftlicher Arbeit und kollegialem Feedback interessiert sind. Eingeladen sind Wissenschaftlerinnen aller Stadien und Statusgruppen, also Absolventinnen, Doktorandinnen, Postdoktorandinnen und fortgeschrittene Wissenschaftler*innen.

Im Rahmen des Workshops am 28. und 29.04.23 werden für jeden Beitrag zwei kurze Respondenzen von etwa 10min vorbereitet und alle Beiträge werden ausführlich diskutiert.
Vorschläge für Beiträge können bis zum 03.02.23 eingereicht werden und sollten Thema und zentrale Fragen umreißen (max. 1500 Zeichen). Die angenommen Beiträge (max. 30000 Zeichen) sollen bis zum 14.04. geschrieben und unter den Workshopteilnehmenden geteilt werden. Anmeldungen für Respondenzen können ebenfalls bis 03.02.23 formlos gemailt werden.
Der Workshop findet in Präsenz statt und wird durch einen Videokonferenzstream unterstützt werden.
Inhaltliche und organisatorische Rückfragen, Papereinreichungen und Anmeldungen für Respondenzen können gerne an Jasmin.Degeling@uni-weimar.de gemailt werden.
Anmeldung zur Teilnahme am Workshop selbst – online wie offline – bitte an Christiane.Lewe@uni-weimar.de
Reisekosten können übernommen werden. Eine Publikation ist angedacht.

Wichtige Ressourcen:
Folkers, Andreas, und Andreas Langenohl. 2020. „Editorial: Was ist sorgende Sicherheit?“ https://doi.org/10.6094/BEHEMOTH.2020.13.2.1043.
Foucault, Michel. 2006. Sicherheit, Territorium, Bevölkerung: Vorlesung am Collège de France, 1977 – 1978. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.
Laufenberg, Mike. 2014. Sexualität und Biomacht: vom Sicherheitsdispositiv zur Politik der Sorge. Gender Studies. Bielefeld: transcript.
———. 2020. „RadicalCareund die Zukunft des WohlfahrtstaatsKonturen einer paradoxen Politik der Sorge“. BEHEMOTH A Journal on Civilisation 13 (2): 99–120.
Laufenberg, Mike, und Vanessa Eileen Thompson, Hrsg. 2021. Sicherheit: rassismuskritische und feministische Beiträge. 1. Auflage. Forum Frauen- und Geschlechterforschung, Band 49. Münster: Westfälisches Dampfboot.
Loick, Daniel, Hrsg. 2018. Kritik der Polizei. Frankfurt ; New York: Campus Verlag.
———. 2021. „Ein Grundgefühl der Ordnung, das alle haben. Für einen queeren Begriff von Sicherheit“. In Sicherheit: rassismuskritische und feministische Beiträge, herausgegeben von Mike Laufenberg und Vanessa Eileen Thompson, 1. Auflage, 266–86. Forum Frauen- und Geschlechterforschung, Band 49. Münster: Westfälisches Dampfboot.
Loick, Daniel, und Vanessa Eileen Thompson, Hrsg. 2022. Abolitionismus: ein Reader. Erste Auflage, Originalausgabe. suhrkamp taschenbuch wissenschaft 2364. Berlin: Suhrkamp.
Lorey, Isabell. 2012. Die Regierung der Prekären. Wien Berlin: Turia + Kant.
Neocleous, Mark. 2000. The fabrication of social order: a critical theory of police power. Sterling, VA: Pluto Press.
———. 2008. Critique of Security. Montreal: MCGILL QUEENS UNIV PR.

Vernetzungsworkshop für die AG Gender/Queer Studies, AG Migration, Rassismus, Postkolonialität und das Forum Antirassismus Medienwissenschaft

https://gfmedienwissenschaft.de/ag-migration-rassismus-und-postkolonialitaet
https://forum-antirassismus-medienwissenschaft.de/
https://www.uni-weimar.de/de/medien/institute/grama/

Statement des Vorstands und der AG Gender/Queer Studies der Gesellschaft für Medienwissenschaft gegen die Umwidmung des Lehrstuhls für Geschlechtergeschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena

Der Vorstand der Gesellschaft für Medienwissenschaft und die Arbeitsgruppe Gender/Queer Studies und Medienwissenschaft reagieren mit diesem Statement auf die Umwidmung des Lehrstuhls für Geschlechtergeschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena zum Lehrstuhl für Digital Humanities. Wir möchten uns gegen die Praxis aussprechen, zwei Forschungsschwerpunkte, die sich nicht gegenseitig ausschließen, sondern voneinander profitieren können, derart gegeneinander auszuspielen und dabei zur Deinstitutionalisierung des Fachs Gender Studies beizutragen.

Eine Vielzahl wissenschaftlicher Fachgebiete setzen das Konzept Gender als Analysekategorie ein, um die Komplexität und Differenziertheit gesellschaftlichen Wandels erkennbar zu machen. Der Veränderbarkeit von Geschlecht und Geschlechterkonzepten historisch nachgehen zu können, ist hierbei eine Leistung der Geschlechtergeschichte: Sie hat wesentlich dazu beigetragen, dass ein Wissen um die historischen Formen von Geschlecht, nicht-binäre Geschlechtsidentitäten und nichtheteronormative
Sexualitäten eingeschlossen, überhaupt entstehen konnte. Damit kommt die Geschlechtergeschichte einer wichtigen Aufgabe der Wissenschaft nach, in deren Zentrum die Produktion von vielfältigem und kritischem Wissen steht. Hierzu gehört das differenzierte Wissen um und von Geschlecht, welches gegenwärtig im Kontext der Anerkennung von inter*, nicht-binären und transgeschlechtlichen Identitäten eine wichtige gesellschaftspolitische Funktion einnimmt. Die Geschlechtergeschichte und -forschung richtet sich gegen Ungleichheit, Diskriminierung und gewaltvolle Durchsetzung von Naturalisierungen, wie sie in den vergangenen Jahrzehnten u.a. medizinische Praxis war.


Mit der Entscheidung, den Lehrstuhl für Geschlechtergeschichte umzuwidmen, wird es an der Universität Jena keine einzige Professur mit Gender-Nomination mehr geben. Das ist nicht zuletzt deshalb kaum nachvollziehbar, als der Lehrstuhl für Geschlechtergeschichte an der Universität Jena in Forschung und Lehre ausgesprochen profiliert ist, was sich an der umfänglichen Drittmitteleinwerbung ablesen lässt. Wir halten die Umwidmung daher für eine kurzsichtige und wissenschaftspolitisch nicht tragbare Entscheidung, die überdies eine Anschlussfähigkeit an gegenwärtige antidemokratische Tendenzen aufweist. Nicht zuletzt entsteht der Eindruck einer Hochschulkultur, die sich gegen die Verstetigung kritischen Denkens wendet.


Wir fordern daher dazu auf, eine Lösung zu finden, in der die Etablierung des Lehrstuhls Digital Humanities nicht auf Kosten der Geschlechtergeschichte geschieht. Erforderlich ist somit eine Strategie, die dezidiert wissenschaftliche und wissenschaftspolitische Zwecke im Blick behält – denn auch das Desiderat verbesserter Forschungsbedingungen für die Digitalisierung im Kontext der Humanities wird sich als angewiesen auf die Erkenntnisse und kritische Perspektive der Gender Studies erweisen.


Der Vorstand der Gesellschaft für Medienwissenschaft
Die AG Gender/Queer der Gesellschaft für Medienwissenschaft

CfP Best Publication Award Gender und Medien 2022

Auch 2022 lobt die AG Gender/Queer Studies und Medienwissenschaft den Best Publication Award Gender und Medien für herausragende Forschungsarbeiten im Bereich Gender Media Studies aus. Einreichungen für den mit 1.000 EUR dotierten Preis sind bis zum 31. Juli 2022 möglich. Prämiert werden innovative Beiträge zur Analyse von Bedingungen und Möglichkeiten des Lebens in sozialen, kulturellen, politischen und medialen Gefügen unter Berücksichtigung der Vergeschlechtlichung in Beziehung zu Rassifizierung, Ableismus, Klassismus, Antisemitismus und/oder Heteronormativität. Die Einladung zu Einreichung richtet sich dabei ausdrücklich an Autor*innen auf frühen Karrierestufen. Darüber hinaus freut sich die Jury – Natascha Frankenberg, Noam Gramlich, Sophie Holzberger, Stefan Schweigler, Mary Shnayien – über zahlreiche Vorschläge gerne auch von Texten anderer Personen. Die Verleihung des Preises findet auf der GfM-Jahrestagung vom 28. September bis 01. Oktober 2022 in Halle statt.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Prof. Dr. Nanna Heidenreich und der Gesellschaft für Medienwissenschaft, die den Preis in diesem Jahr finanzieren.

Detailliertere Informationen sowie die E-Mail-Adresse für Einreichungen und/oder Rückfragen finden sich im ausführlichen Call als PDF.

Statement against the war in Ukraine

We condemn the extended Russian attacks on Ukraine and declare our solidarity with all those affected by the Russian invasion in Ukraine, with the people who have to fight for their lives, those partaking in civil resistance, taking their anger and fear to the streets in Cherson and elsewhere, with the Ukrainians in the diaspora as well as with people in Russia and Belarus who are also protesting against war despite political repression.

We call on Putin to end war and suffering, and on all governments to make every possible effort to prevent it from escalating further, to take responsibility, and grant protection and safety to those fleeing from war, military conflict, and political repression.

We call for a position beyond nationalism, imperialism, and militarization, for a new thinking of security, safety, differences, and global interdependence informed by mutual and solidaric practices of care. We demand politics that aim to end military and – as deeply entangled with it – structural violence based on ethnicity, race, gender, class, dis/ability, and sexual orientation. 

We stand in solidarity with civil protests in Ukraine as well as in Russia, especially with feminist and queer resistance against the war, with all those who flee from Ukraine and face racist discrimination at the borders, with the trans women who cannot leave the country due to their legal status, with LGBTIQ* refugees for whom the arrival in a supposedly peaceful country does not guarantee safety. These threats are not new nor are they exceptional to the devastating war in Ukraine. All the more we want to stress these different and intersectional effects of violence. It is with great concern that we learn about the fear of people belonging to the LGBTIQ* community in Ukraine facing political persecution through the Russian military as well as possible assaults of radical right-wing forces opposing the military attacks. 

We call to end racist refugee politics, which re/produce differentiations between „good“ and „bad“ refugees, between those who are „like us“ and those „others“ and thus reinforce the biopolitical basis of racism in Europe.  Ukrainian refugees, who in media and politics are described as being ‚more similar‘ to ‚us‘, are instrumentalized to once again denounce those who have fled war, famine, and colonial violence and those detained in camps at the borders of the “Fortress Europe”. It is our responsibility to resist and call out these narratives as well as provide alternatives that do not exacerbate discrimination.

As scholars, we acknowledge the decision of German funding institutions such as DFG and DAAD to stop their cooperations with/in Russia as a means to condemn the military attacks. Nonetheless, we also worry about the students and researchers, our colleagues, who themselves are in danger for positioning themselves against the war, and we understand our expression of solidarity as a commitment to practical support for them, too. We would strongly appreciate financial and institutional cooperation in doing so.

As media scholars in particular, we will also have the responsibility to observe the events of war and those related to it and to analyze them based on our expertise. But for now, it is even more important to voice and offer support and solidarity. 

Also, from the background of the very recent experience within our local institutions, we only want to add the hint to https://scienceforukraine.eu, since they seem to enable quite unbureaucratic help in giving examples for individual initiatives.

To learn more about Solidarity networks in the war against Ukraine, see https://zfmedienwissenschaft.de/online/blog/solidarische-netzwerke-im-krieg-gegen-ukraine

AG Gender/Queer Studies, März 2022

CfP Best Publication Award Gender und Medien 2021

Wir freuen uns, bereits zum elften Mal den Best Publication Award Gender und Medien für herausragende Forschungsarbeiten im Bereich Gender Media Studies ausloben zu können. Bis zum 31.07.2021 sind Einreichungen für den mit 1.000 EUR dotierten Preis möglich. Nachdrücklich richtet sich die Einladung an Autor*innen auf frühen Karrierestufen. Einreichungen eigener Arbeiten sind ebenso willkommen wie Vorschläge von Texten anderer Personen.

Die Jury, in diesem Jahr bestehend aus Natascha Frankenberg, Irina Gradinari, Louise Haitz, Feng-Mei Heberer und Mary Shnayien, freut sich auf zahlreiche Beiträge!

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Prof. Dr. Henriette Gunkel und der Gesellschaft für Medienwissenschaft, die den Preis in diesem Jahr finanzieren.

Intersektionale Bildungsarbeit – Maisha Maureen Auma lesen

Dank kritischer und engagierter Forschung wissen wir, dass sich Rassismus nicht zuletzt in Bildung und Erziehung niederschlägt. Rassismus wird in Institutionen des Bildungsbetriebs strukturell etabliert, praktisch wiederholt und gesellschaftlich gefestigt. Dies betrifft nicht nur Inhalte (z. B. „Kolonialamnesie“ in der Schule), sondern auch Methoden, historische Perspektiven und die (empowernde oder ausschließende) Kommunikation zwischen Bildungsakteur*innen. Immer noch entscheiden Bildungsinstitutionen ab frühester Kindheit und über verschiedene biographische Etappen hinweg wesentlich über den beruflichen Erfolg und soziale Anerkennung und weisen so gesellschaftliche Positionen und Un/Möglichkeiten der Teilhabe zu.

Maisha Auma forscht genau zu diesem Thema und erarbeitet Perspektiven zu Diversität in der Bildungsarbeit. Ihre Arbeit bietet daher wichtige Anknüpfungspunkte für inhaltliche, methodische und hochschuldidaktische Arbeit für Forschende und Lehrende, die wir euch hier zur Lektüre empfehlen möchten. Sie bieten wichtige Impulse für die Arbeit an und mit Medien der Kindheit und Jugend, für Institutionenkritik und für intersektionale Antidiskriminierungsarbeit an Hochschulen. Als an Bildungsinstitutionen tätige Lehrende können wir viel von ihren intersektionalen Perspektiven lernen.

Daher möchten wir anbei ein paar anregende Texte empfehlen – vielleicht auch im Hinblick auf das neu zu planende Semester, als Lektüre in Arbeitskreisen an euren Institutionen und als Empfehlung für Kolleg*innen, für die Lehrplanung und strukturelle Debatten, die ihr entlang dieser interdisziplinär sehr gut zugänglichen Texte an euren Hochschulen und Bildungsinstitutionen einbringen könnt.
Auftakt ist dieses lesenswerte Interview mit Maisha Auma im Tagesspiegel zu strukturellem Rassismus an deutschen Hochschulen – eine Diskussion zu institutionellem Rassismus, die wir auch im FAM führen: „Nur tagsüber sind Universitäten weiße Institutionen“: https://www.tagesspiegel.de/wissen/struktureller-rassismus-an-deutschen-hochschulen-nur-tagsueber-sind-universitaeten-weisse-institutionen/26730214.html
Der folgende Text eignet sich auch sehr gut für die Seminardiskussion. Er bietet einen niedrigschwelligen Einstieg in intersektionale Antidiskriminierungsarbeit anhand der Diskussion um die Streichung des Begriffs „Rasse“ in Artikel 3 des Grundgesetzes.
https://www.bpb.de/apuz/antirassismus-2020/316764/fuer-eine-intersektionale-antidiskriminierungspolitik
Das mit Susan Arndt, Grada Kilomba und Peggy Piesche herausgegebene Buch Mythen, Masken und Subjekte ist ein Klassiker der Critical Whiteness-Forschung und der postkolonialen Kritik:
https://www.unrast-verlag.de/ebooks/mythen-masken-und-subjekte-213-213-detail
Für den Bereich der Konzeptualisierung von Kultur und Kunst zwischen Antidiskriminierung, kultureller Bildung und Medien der Kindheit (Pippi Langstrumpf…) bietet der Beitrag „Kulturelle Bildung in pluralen Gesellschaften: Diversität von Anfang an! Diskriminierungskritik von Anfang an!“ wichtige Perspektivierungen.
https://www.kubi-online.de/artikel/kulturelle-bildung-pluralen-gesellschaften-diversitaet-anfang-diskriminierungskritik-anfang
Die Texte von Maisha Auma können in der Bildungspolitik, -arbeit und-praxis tätigen Menschen wichtige Impulse geben. Warum sie nicht in die eigene Institution/ an das eigene Institut tragen, um so direkt vor Ort strukturellen Rassismus zu thematisieren?

Als Medienwissenschaftler*innen interessieren uns Formate und Formationen wie Didaktiken für unsere Forschung und Lehre. Wir profitieren von diesen und weiteren Ressourcen, auf die wir für unsere Auseinandersetzung mit sich „potenzierenden Ausschließungsprozessen“ (Auma) zurückgreifen. Daher freuen wir uns auf weitere Texte von Maisha Auma in wissenschaftlichen und politischen Debatten und schätzen ihre intersektionalen Impulse als essentiell für aktuelle Debatten. Wir verurteilen daher die Angriffe der AfD auf Maisha Maureen Auma. Da sie sich auf ein unmittelbar vor dem Wissenschaftstag #4genderstudies veröffentlichtes Interview beziehen, handelt es sich auch um Angriffe auf die Gender Studies und insbesondere intersektional arbeitende Forschende und Lehrende. Daher erklären wir uns explizit mit der Perspektive und der Arbeit von Maisha Auma solidarisch und teilen sie hier. Wir schließen uns ihrem sich durch ihre Texte ziehenden Plädoyer für eine multiperspektivische, vielfältige und diskriminierungssensible intersektionale Bildungsarbeit an.

Euer FAM
(Forum Antirassismus Medienwissenschaft)

DFG Forschungsnetzwerk Gender Medien Affekt

Das von der DFG geförderte Forschungsnetzwerk Gender Medien Affekt erforscht in den kommenden drei Jahren kollaborativ das enge Verhältnis zwischen Gender Studies und Medienwissenschaft im Zuge digitaler Affektökonomien. Die Mitglieder diskutieren, wie Geschlecht, Medien und Affekt zusammenwirken und wie gesellschaftliche, subjektive und kulturelle Prozesse über Fragen von Geschlecht und Medialität erklärt werden. Dieser Konnex wird mit einem Fokus auf eine spezifische affektive Konjunktur herausgearbeitet, die in Hate Speech, Digitaler Gewalt oder Cyberrassismus sichtbar wird. Expert*innen aus den Bereichen Postkoloniale Kunst- und Kulturwissenschaft, Affect Studies, Feminist Science Studies, Migration, Critical Whiteness Studies, Jewish Studies und New Materialism arbeiten im Bereich der Gender Queer Studies und Medienwissenschaft zusammen. Intersektionale Perspektiven, situierte und reflexive Methoden sowie kollegiale Feedbackmethoden bestimmen die Arbeitsweisen. Geleitet bzw. koordiniert wird das Netzwerk von Katrin Köppert und Julia Bee.

Mitglieder: Julia Bee, Jasmin Degeling, Jennifer Eickelmann, Maja Figge, Irina Gradinari, Henriette Gunkel, Nanna Heidenreich, Sarah Horn, Goda Klumbyte, Katrin Köppert, Anja Michaelsen, Isabell Otto, Véronique Sina, Stephan Trinkaus.

AG Workshop: Queerfeministische Kompostierungen der Digitalität

Queerfeministische Kompostierungen der Digitalität

Workshop-Treffen der AG Gender/Queer Studies und Medienwissenschaft der Gesellschaft für Medienwissenschaft ausgerichtet von der Rheinischen Sektion der Kompostistischen Internationale

17. Oktober 2020, 11-15 Uhr, Zoom

Die COVID-19 Pandemie bringt bestimmte Konstellationen an digitalen Gefügen hervor. Tools wie Zoom, WebEx und Microsoft Teams erhielten Einzug in den Alltag des (zwischenmenschlichen) Miteinanders und rufen somit eine neue Dringlichkeit auf den Plan. Wie verantworten wir die neu geknüpften (prekären) (Techno-)Ökologien mit ihren Prozessen und Entitäten? Wie können wir die Materialität und Medialität des Digitalen diffraktiv denken? Kurz: Wie verhalten wir uns queer-feministisch zu und mit dem Phänomen der ‚Digitalisierung‘? Kann einem algorithmischen Anders-Werden stattgegeben werden?

Herausgefordert durch eine radikale Unverfüg/ fug/barkeit des Algorithmischen wollen wir in diesem Workshop nach Eigenlogiken der Komputation fragen und Möglichkeiten einer ‚Kompostierung‘ des Digitalen ausloten. Mit ‚Kompostierung‘ knüpfen wir an Donna Haraways Claim des „we are all compost, not posthuman“ an, der uns zu sympoietischen Formen des Lebens-und-Sterbens-Mit nicht/menschlichen Krittern aufruft. Gemeint ist damit, dass nichts aus sich selbst hervorgeht oder in sich selbst ist, sondern die Verschränkung einander fremder, nichtidentischer Welten auf dem Spiel steht. Mit Bezug auf neomaterialistische Theorien wollen wir nach den techno-kapitalistischen, materiellen und ethischen Implikationen fragen, die eine algo- rithmische Ontoepistemologie auszeichnen. Im diffraktiven, also gleichwertigen Durcheinander-Hindurch-Lesen von algorithmischer und neomaterialistischer Theorie ergeben sich Interferenzmuster, in denen sich die Stränge gegenseitig durchkreuzen, verantworten, verhindern und/oder weiterschreiben. Die sich zeigenden Effekte von Differenzen fordern und ermöglichen neue Formen der response-ability, die ein je schon Anders-Werden des Algorithmischen, Nicht/Menschlichen, Mehr-als-Menschlichen und unserer Theoretisierung zulassen/markieren.

Vor allem treibt uns die Frage um, ob das Algorithmische als transhumanistische Allmachts-Narration des Technokapitalismus eine anthropozentrische Herrschaftsgeste vollzieht, denn gerade in Zeiten der globalen Pandemie erfahren digitale Lösungsstrategien eine neuerliche Bestärkung, oder ob wir mit der kritischen Methode des Kompostierens eine radikale Immanenz einfordern können, die auch das ‚Alien‘ des Algorithmischen im Geflecht von Welt/en verwebt und so Un/bestimmtheiten einschreibt, die Ethiken des Unverfügbaren einfordern.

Bitte meldet Euch unter folgender Adresse für den Workshop an: queer-compost@gmx.de

Vor dem Workshop erhaltet Ihr zur Vorbereitung Texte, die wir dann gemeinsam diskutieren und kompostieren wollen. Der Workshop wird auf Zoom veranstaltet. Ihr erhaltet die Zugangsdaten per eMail.

Viele Grüße von der Rheinischen Sektion der Kompostistischen Internationale (Friederike Ahrens, Jakob Ginster, Lisa Handel, Fedora Hartmann, Christiane König, Lisa Krall, Sina Musche, Joshua Ben Pesch, Susanna Schoenberg, Fiona Schrading, Jannis Steinke, Katja Stüben, Katharina Tiemann, Stephan Trinkaus)